3. Fahrer für Stone Town gemietet

Neue Woche, neues Glück bzw. Überraschung:

Jetzt hab ich mir für Hauptstadt Stone Town einen Fahrer gemietet. Der muss mit dem „Dala Dala“ ca. eine Stunde Fahrweg in Kauf nehmen und dasselbe nochmals abends. Was der kostet?
Fünfzehn Dollar am Tag inklusive An- und Abfahrt und von 7 Uhr morgens bis 18 Uhr abends – dann geht die letzte Dala Dala (Bus, Lkw oder ähnliches Rappelvollvehikel). Sonst fährt er nicht. Ist ungefähr ein VW-Bus mit 20 Menschen, 10 Hühnern und 500 kg gesammelter Reisig zum Kochen auf dem Dach. Ringsherum hängen noch mal drei Menschenleiber am Bus, weil der Platz nicht ausreicht, So fahren die eine Stunde lang über Schlaglöcher für konkurrenzlose 50 Cent.
Jeder wird mitgenommen, auch wenn kein Platz mehr ist. Irgendwie geht das. Die wirklich armen Bauern auf dem Land haben schon mal von Geld gehört, besitzen aber keines. Zum Glück für sie gibt es in Sansibar den Islam (ungefähr 95 % der Bevölkerung). Davon sind außer im Hotel 100 % der Frauen verschleiert.
Selbst Mädchen von 3 – 5 Jahren sind schon verschleiert. Unter der brütenden Hitze ist mir unverständlich, wie diese Frauen in den Wäldern Holz sammeln, um Kochen zu können. Genauso klaglos – lautlos stehen Sie in der prallen Sonne auf den Feldern und arbeiten.

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Feldarbeit ohne jegliche Maschinen

 

Die männliche Spezies – egal ob alt oder jung – lungert nur herum. Warum sollen Sie auch arbeiten? Dafür sind ja die Frauen da.
Verstehen kann ich das nicht. Als Urlauber möchte man gerne auch Fotos machen. Vergessen Sie das gleich. Das lässt scheinbar der Islam nicht zu. Selbst aus dem fahrenden Auto heraus werden Schläge angedroht, wenn Sie nur eine Kamera sehen. Da traust du dich nicht mehr Klick zu machen. Da alle dieser „geile Religion“ frönen, muss diese besser sein als das „langweilige Christentum“.
Ich jedenfalls bedaure nur alle Mädchenbabys, Mädchen bis Frauen. Die Männer machen alles richtig. Kein Mensch bekommt unverhüllte Frauen zu sehen. Meistens ist das Gesicht noch zu sehen aber viele laufen rum mit nur noch einem freien Streifen, in dem die Augen halb daraus zu sehen sind. Aber immerhin, so zuverlässig gute Arbeitstiere wie Frauen lassen sich nicht züchten. Man(n) kann auch mehrere Frauen haben. Also Arbeitstiere, die niemals aufmucken. Also hat Man(n) alles richtig gemacht…

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Zu den Augenschlitzen: Wenns schön macht Okay Aber die Kinder im Hintergrund, muss das sein?

 

Halt, jetzt bin ich aber vom Thema abgekommen. Wollte ja von meinem Chauffeur und der Fahrt nach Stone Town schreiben. Also der Fahrer kommt morgens an, sieht aber nicht aus, als wäre er arm. Wie geht das denn bei 15 Dollar den ganzen Tag, die der Vermieter bekommt? Der will ja schließlich auch verdienen. Ich werde es noch kennen lernen

Ich erkläre meinem Fahrer: Überall dort, wo die Touristen hingehen, möchte ich nicht hin. Er sagt: Hakuna Matata (kein Problem) und erläutert, dass auf dem Weg mehrere Gewürzfarmen liegen. Ohne große Umwege kostet es nur 20 Dollar. Ich sage sofort klipp und klar: Nein!!, worauf er nachhakt, dass er es nur falsch erklärt hat. Die die dort arbeitenden Boys wollen nur kleines Geld (so 1 – 2 000 Schilling). Nun ja 2000 Schilling (also 1 Euro oder 2 Dollar) erscheint mir akzeptabel. Also machen wir das.
Wir kommen auf die Gewürzfarm, wo nur drei weitere Autos parken. Wir steigen aus und sofort kommen drei Boys, also Führer aus dem Dickicht. Kommt mir schon seltsam vor. Da ich aber mit meinem Fahrer abgeklärt habe, ohne Abzocke und keine 20 Dollar, frage ich ihn noch einmal, ob die geforderten 10 000 Schilling korrekt sind. Ich rechne auch nicht nach und bezahle. Wir begeben uns auf die Gewürztour. Da habe ich Zeit und merke, dass ich eigentlich 2 mal 10000 Schilling (also 10 Dollar) bezahlt habe. Jetzt weiß ich sofort, ich bin auch einer von diesen naiven „Touris“. Da hat der Fahrer kurzerhand aus 20 Dollar immerhin noch zehn Dollar gemacht und nicht wie besprochen eins bis 2 Dollar.

Jetzt flechten die Boys und der extra georderte Deutsch sprechende Reiseleiter aus Palmen Körbchen sogar eine Palmkrone. Die jetzt anderen anzutreffenden Touristen tragen diesen Scheiß noch abends im Hotel stolz zur Schau. Dass mir das noch passiert. Jedenfalls können die jetzt flechten oder auf der höchsten Palme jodeln, das ist mir egal. Von mir gibt’s trotz dauernder Anmache kein zusätzliches Geld mehr.
Die Gewürztour ist zu vergleichen, als wenn jemand in Deutschland einen großen Garten hat und darin Gurken, Tomaten, Kartoffeln, Petersilie und Schnittlauch anpflanzt. Der Führer will zu jedem Baum erzählen, für was der verwendet wird. Das interessiert mich aber gar nicht und nach sagenhaften zehn Minuten ist die 100 Meter lange Tour zu Ende.
Ich gehe zum Auto, aber unser Fahrer wird wahrscheinlich gerade auf´s feinste bewirtet und ist noch beim Essen. Zu 99,9 % hab ich das bezahlt und weitere 2 – 3 Dollar wird er auch erhalten haben.
Nach zehn Minuten kommt er endlich und fragt noch, wie die Tour war. Ich mache ihm deutlich, dass gerade dies nicht so ist, wie ich es mit vorstelle. Jetzt bin ich böse und wir schweigen uns eine paar Minuten aus. Während diesem Zeitfenster sehe ich eine nach der anderen von den richtigen Gewürzfarmen an uns vorbei ziehen – ohne Touristen. Die hätten uns gerne gesehen und geführt für 50 Cent.

Okay, fahren wir halt nach Stone Town. Ein Autogewirr, dass ich froh bin nicht fahren zu müssen. Wir wollen in die Altstadt. Der Fahrer kommt auch diesem Wunsch nach. Allerdings hält er nicht an. Ich lasse ihn zweimal rumkutschieren und sag dann: „Ich möchte aussteigen“. Er antwortet: „Kein Problem“ und findet einen Parkplatz. Na wenigstens kennt er sich aus. Das merke ich spätestens, als alle Leute mit Ihm reden. Ich bin schon wieder bedient.
Schaue mir kurz mal das alte Fort an und will dann nicht mehr. Mein Fahrer steht gemütlich auf der anderen Straßenseite und kennt Gott und die Welt. Oder besser gesagt: Allah und die Welt.
Wir gehen an das Auto und wollen losfahren, als eine Muslimin erscheint und meinem Kutscher mitteilt, dass zehn Minuten parken hier 1000 Schilling kosten, die ich bezahlen soll. Die beiden verstehen sich prächtig und ich weiß schon wieder: „Er kassiert später ab“.
Ein letzter Versuch! Ich will Mitbringsel kaufen und schon wieder lande ich direkt beim höchst bezahlten Provisionsgeber in Sansibar. Jetzt will ich nicht mehr und steige auch nicht aus.
Nun denke ich, wir gehen zum Supermarkt und da kann er nichts falsch machen. Wo lande ich? Im feinsten Geschäft von Stone Town. Hier gibt es jede Menge Spirituosen aus aller Welt. Bacardi, Moet, und was weiß ich, aber weder Cola noch ein einfacher Brandy.

Jetzt reicht es: Von nun ab bestimme ich das Ziel. Ich ordere ihn zur Südspitze der Insel. Er will mir erklären, dass es keinen guten Weg gibt und lange dauert, aber ich bestehe darauf. Nun endlich finde ich, was ich will. Wir kommen in ein Fischerdorf, vielleicht 15 Lehmhütten das er gar nicht kennt und zufällig ist gerade jetzt Fischversteigerung. Das entschädigt für den ganzen bisherigen Ärger. Wir sind nicht in der ersten Reihe sondern mitten drin. Das ist mein Afrika.

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Fischversteigerung
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Alles hilft
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Die Fischer bei der Arbeit

Nun bestimme ich weiter die Route. Er muss zehn Mal anrufen, ob er den Weg überhaupt fahren darf. Interessiert mich überhaupt nicht. Schlechte Piste, aber unvergleichliche Eindrücke. Beschreiben kann ich das nicht. Afrika wie vor 100 Jahren. Ich erkläre meinem Fahrer, dass ich nun Bilder schießen möchte und frage, ob ich darf oder nicht. Er rät mir ab, aber jetzt kommt der Entdecker Livingstone in mir hoch.
Eine junge Frau (natürlich vermummt) fährt gerade auf einem verrosteten Fahrrad von 1900 mit drei kleinen Kindern von vielleicht drei bis sechs Jahren auf der Straße. Wie sie das gemacht hat, dass die Kinder nicht runterfallen ist mir ein Rätsel.
Bevor ich fragen kann, ob ich ein Bild machen darf, sehen die Kinder den alten weißen Mann (also mich) und rennen furchterfüllt davon. Ich will nicht weiter provozieren, obwohl ich merke, dass die Frau nicht abgeneigt war, und gebe auf. Das ist mehr als 30 Jahre her. dass ich ähnliches erlebt habe. Damals wollten die Kinder im Landesinneren von Afrika meine weiße Hautfarbe abrubbeln. Jeder wollte Bilder von sich gemacht haben, um sie dann kurz im Sucher der Videokamera anzusehen.
Hier in diesem islamischen Land das Gegenteil. Ganz wenige Christen heben hier den Daumen hoch, um zu demonstrieren: Schön, dass Ihr mein Land und uns besucht. Fast ausnahmslos Islamisten. Keine Fotos, verhüllt, verbiestert und ohne jede Lebensfreude. So hab ich mein Afrika noch nie gesehen.
Sicher die Leute haben es schwer, aber der Islam erlaubt streng ausgelegt keine Musik, keine Freude am Leben, keinen Alkohol, kein Genuss von Irgendwas nur wegen des Genusses.
Bisher war ich gerne in Afrika, weil irgendwann vergisst du jeden Karibikstrand (sind eh alle gleich und der Sand ist weiß). Aber dass Kinder nur ein Wort kennen (Money) und vor „Bleichgesichtern“ noch fliehen, vergisst du nie mehr.
Hier ist Sansibar an wenigen Flecken noch total ursprünglich. Kommt aber nie ein Tourist hin. Meine Kamera versuch ich schon fast gar nicht mehr zu zeigen geschweige denn zu benutzen. In den entferntesten Ecken des Landes gilt: „Keine Fotos, kein Lachen“